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Eli

Mein Sohn Eli

Eli wurde im Dezember 2012 im wunderschönen Vancouver geboren. Ich werde hier ein wenig von seiner Geschichte und seinem Alltag erzählen. Ich selbst bin Mama und Ergotherapeutin und es kann sein, dass man diese 2 Rollen auch durch den Text hindurch merkt.

Um ganz ehrlich zu sein, gab es von Anfang an Momente, in denen ich mir dachte: „Hmmm. Das ist anders als der Norm entsprechend.“ Aber es war lange nicht so signifikant, dass ich und andere Therapeuten und Ärzte dachten, da muss jetzt was gemacht werden, oder das wächst sich nicht mehr aus. Die meisten Dyspraxie-Kids werden ja so im Alter von 5-6 Jahren diagnostiziert, meist mit Schuleintritt. Es ist außerdem zu beachten, dass Dyspraxie eher in einer großen Bandbreite auftritt, sprich es gibt milde Einschränkungen oder eben starke Einschränkungen, und alles zwischen diesen beiden. Aber nun zu Eli - so war seine Entwicklung bisher:

0 - 2 Jahre

Eli wurde mit Schiefhals geboren, das sogenannte KiSS-Syndrom. Wir lebten damals in Kanada, aber flogen nach Deutschland als er 4 Monate alt war, um es behandeln zu lassen. Die Behandlung war auch erfolgreich. Ab da konnte er den Kopf zu uns drehen und schrie nicht mehr beim Autofahren. Durchschlafen? Keine Chance, bis er 4 Jahre alt war. Er ist leicht hypoton und sabberte sehr viel als Baby und Kleinkind. Das haben wir mit verschiedenen lustigen Puste-Spielchen in den Griff bekommen. Aber immer noch blieb diese Beobachtung, dass er zwar im Bereich des „noch normalen“ liegt von der Entwicklung, aber dennoch fast an der Grenze zu „spät“. Laufen – das war fast zu spät.

3 - 5 Jahre

Das Sauberkeitstraining erfolgte etwas später als bei seinen Altersgenossen und um ehrlich zu sein, war es echt eine Nervenprobe für ihn und uns.

Sprechen - fast zu spät; ich weiß noch, wie ich einmal bei der Gemeindeschwester (in Kanada) um Rat gefragt habe, weil er so spät erst 3-Wort-Sätze sprach. Sie meinte aber, es sei nicht ungewöhnlich, da er ja noch eine ältere Schwester hat, die schon früh sehr verbal war und quasi für ihn sprach. Sie wollte ihn somit nicht zur Logopädie überweisen.

Verglichen mit seinen Altersgenossen war er in all seinen täglichen Alltagsaktivitäten (ADLs ) verspätet. Er hatte Schwierigkeiten seine Schuhe zu finden, richtig anzuziehen, sich selbst anzuziehen. Schuhe und Kleidung anziehen hat er mit 6 Jahren jetzt im Kindergarten mit sehr, sehr guter Förderung gelernt.

Motorik: er hat sich oft verletzt, weil er Abstände nicht gut erkennt, oder in irgendetwas hineinläuft anstelle von drumherum (Gott sei Dank nie schwer). Auf dem Spielplatz fiel er manchmal von Rutschen und wurde dadurch sehr ängstlich. Er fiel auch mal eine Treppe hinunter bei Freunden. Ballspiele sind nichts für ihn, mit 5 Jahren kann er noch keinen Ball fangen und wird oft von ihnen getroffen. Schnell würde er sich ohne Begleitung verlaufen, er verwechselt oft die Richtung und findet sich schlecht zurecht. Laut Augenarzt ist aber alles in Ordnung.

Kindergartenalter

Im Sommer 2017 habe ich angefangen, mit der kanadischen Vorreiterin in dem Gebiet der Dyspraxie zu kommunizieren - Claudia von Zweck, Ergotherapeutin, die an der Vancouver University auch einige Studien zur Dyspraxie durchführt.

Im Herbst 2017 begann für Eli dann der kanadische Kindergarten noch mal, der allerdings schon sehr akademisch ausgerichtet ist, und es fiel ihm sooo schwer. Wir haben dann eine neuropsychologische Testung durchführen lassen, eine ergotherapeutische und dann die Verdachtsdiagnosen vom Kinderarzt bestätigen lassen - Dyspraxie (im Kanadischen genannt: developmental coordination disorder, kurz: DCD).

Es steht auch die Möglichkeit einer ADHS ohne Hyperaktivität mit im Raum, und möglicherweise noch andere Teilleistungsstörungen, die sich dann im zunehmenden Schulalltag herausstellen könnten. Die Dyspraxie hat oft noch andere Komorbiditäten, und da es als Diagnose noch relativ neu ist, hat die Forschung jetzt erst angefangen, dahin zu schauen.

Ab dem Zeitpunkt dieser Diagnose hatte er dann einen “Individualized Education Plan” in der Schule ( ich nehme an, das Äquivalent dazu hier in Deutschland ist ein Förderplan). Ab da hatte er eine I-Kraft, der Schul-Ergotherapeut sah ihn einmal im Monat, und ich bekam ein paar mehr Infomaterialien in die Hand. Es fiel ihm aber immer noch sehr schwer zu merken, dass vieles seinen Klassenkameraden leichter fiel.

Im Frühjahr 2018 zogen wir nach Deutschland zurück

Im September kam er im deutschen Kindergarten an und seine Deutschkenntnisse explodierten. Er hat anscheinend sehr große Fähigkeiten im sprachlichen Bereich und wir könnten stolzer nicht sein.

Mit Hilfe der Erzieher im Kindergarten, die sich wirklich fantastisch um ihn kümmerten und ihn da abgeholt haben, wo er ist, lernte er, sich selbst anzuziehen (wenn seine Kleidung herausgelegt ist - im Schrank selbst zusammensuchen bleibt eine Katastrophe). Er kann immer noch keine Knöpfe schließen, Reißverschlüsse auch nur mit eher schwankendem Erfolg. Aber er kann seine Schuhe jetzt selbst richtig anziehen und die Klettverschlüsse schließen.

Elis komplette Geschichte ...

... kann man in unserem Buch Dyspraxie-Kinder nachlesen.