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Hendrik

Wir wünschen uns hier mehr Dyspraxie-Kompetenz

Wir sind eine dreiköpfige Familie und leben in Bayern. Hendrik (Name geändert) ist 2006 geboren. Die Schwangerschaft war völlig normal, doch nach der Entbindung gab es schon Auffälligkeiten. Er konnte schlecht trinken und saugen, hatte eine Schluckstörung, Bauchweh und weinte viel. Bis zum ersten Lebensjahr versuchte er mühsam, sich zu drehen und zu robben, hatte viel Wut dabei und biss sich ständig tief in den Arm. Das Krabbeln klappte erst spät und das Hochziehen und Laufen mit circa 1 Jahr und 6 Monaten.

Man sah deutlich, dass er beim Greifen und Tasten Schwierigkeiten hatte und wir begaben uns in die Hände eines Osteopathen. Er stellte Kiss Syndrom fest und behandelte den Atlas. Nach 3 Wochen war tatsächlich eine Besserung zu sehen, das Sabbern und der offene Mund waren weniger zu beobachten.

Bis zum 3. Lebensjahr hatte Hendrik ...

... Auffälligkeiten im Gangbild, beim Treppensteigen, Anziehen, Waschen, Essen, Klettern, Höhenangst, Ball fangen usw. Er tobte nicht so wild wie andere Kinder und war immer sehr vorsichtig und ängstlich. Er hustete im Schlaf, verschluckte sich an seinem Speichel und am Essen und Trinken.

Wir gingen zum Logopäden und beübten die Mundmotorik. Da es unser 1. Kind war, fiel uns erst beim Kinderturnen im Vergleich mit anderen Kleinkindern auf, dass etwas nicht stimmen konnte.

Es entwickelte sich keine dominante Seite der Hand und bei der Linkshänder-Beratung sagte man uns, er wird ein Beidhänder bleiben, kann die Mittellinie nicht überkreuzen und hat eine Wahrnehmungsstörung. Im Kindergarten wurde es dann schlimm. Er weinte viel, fühlte sich als Versager, weil er nicht wie die anderen Kinder Malen und Basteln konnte. Er wehrte sich nie gegen die Schläge von anderen Kindern, sondern stand da wie erstarrt. Seit dem 3. Lebensjahr wurde uns wegen der Motorik Ergotherapie verschrieben bis heute. Bis zum 5. Lebensjahr brachte die Ergo wenig, das tägliche Üben zu Hause war pure Frustration für Hendrik und das Schimpfen der Erzieherin verletzte ihn. Er entwickelte durch die vielen Niederlagen eine schlechte Frustrationstoleranz. Kritik wertete er als Angriff auf seine Person und er weinte und schrie so sehr, dass er fast keine Luft mehr bekam. Er hatte Angst in den Kindergarten zu gehen und zog sich auch vor Freunden zurück.

Bei den U-Untersuchungen stellte der Kinderarzt nichts Ungewöhnliches fest. Er verschrieb Hendrik Schuheinlagen gegen die Knickfüße. Das Anziehen und Waschen, Zähneputzen, Duschen, Essen und Trinken - alles war erschwert und mit Frustration verbunden. Er brauchte einen festen Tagesablauf und immer die gleichen Rituale. Neue Situationen brachten ihn aus der Fassung. Wir haben nichts geändert und auch etwas zu viel Druck gemacht und mit anderen Kindern verglichen - das war ein Fehler. Auch von Seiten der Familie und Freunde kam ständig nur: „Er ist nur zu faul und ein Tollpatsch“, „Was hat er für eine Erziehung, kann nicht mal ordentlich essen, bekleckert sich noch in dem Alter“. Das war schlimm für uns.

Doch dann kam endlich der Lichtblick.

Wir wechselten die Ergo-Praxis und gingen zu einer Lehrerin für Ergo und Geriatrie. Diese schloss Hendrik sofort ins Herz und sie erkannte nach 2 Stunden: er hat eindeutig eine motorische Dyspraxie und starke Probleme mit der Körperwahrnehmung sowie Handlungsplanung. Noch nie hatte ich diese Diagnose gehört und recherchierte zu Hause am PC. Ich las Seite für Seite und es fand sich sehr, sehr wenig zu dem Thema. Über ein Reha-Forum fand ich die Seite Dyspraxie Online und war platt! Es fiel uns wie Schuppen von den Augen und wir fühlten uns als Eltern schlecht. Das, was dort beschrieben war, das war mit allen Einzelheiten 100 Prozent unser Kind!

Hendriks komplette Geschichte ...

... kann man in unserem Buch Dyspraxie-Kinder nachlesen.