Nicola Bareis
Kurzinfo
Ich bin seit 34 Jahren Ergotherapeutin und mein Arbeitsschwerpunkt war schon immer die Arbeit mit Kindern und die Unterstützung der Familien. Meine Ausbildung habe ich am Oskar-Helene-Heim in Berlin gemacht und nach meinem Umzug nach Bielefeld im „Kindergarten für Körperbehinderte“ in Brackwede gearbeitet.
Nach 2 Jahren wechselte ich nach Bethel und arbeitete dort in dem Kinderkrankenhaus „Kidron“. Dann kamen der Umzug nach Oetinghausen und der Schritt in die Selbständigkeit. 2004 studierte ich „Ergotherapie“ an der Fachhochschule Nordhessen und kann mich seit dem „Diplom Ergotherapeutin“ nennen. Das Studium hat mir noch einmal deutlich gemacht, wie wichtig es ist, nach Möglichkeit Therapiemethoden anzuwenden, die in ihrer Wirkung wissenschaftlich bestätigt sind, um den Patienten in meiner Praxis die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen.
Ergotherapie kann von dem behandelnden Kinderarzt verordnet werden. Der Kinderarzt stellt die Notwendigkeit einer ergotherapeutischen Behandlung fest (auch hierfür gibt es zur UEMF einen speziellen Arzt-Elternfragebogen auf der o.a. Internetseite der Leitlinien) dann können sich die Eltern gerne bei uns in der Praxis melden und mit ihrem Kind zur ergotherapeutischen Behandlung kommen.
Meine Kontaktdaten im Überblick:
Dipl. Ergotherapeutin
Marte Meo, SI und Systemische Familientherapeutin
32120 Hiddenhausen
Milchstraße 162
Tel.: 05221 63704
Auch zu finden unter www.ergo-bareis.de
Kinder mit "Dyspraxie" in meiner Praxis
…und schon wieder kriege ich das nicht hin.
Dieser Satz klingt mir noch gut in den Ohren. So oft hatte ich ihn von Moritz (9 Jahre alt) schon gehört. Auch der Satz: „Immer ich, immer passieren mir solche blöden Sachen!“ gehört zu Moritz, wie seine blonden „ Michel- aus -Lönneberga“ Haare. Moritz weiß eigentlich genau, wie man mit Säge, Schere, Dosenöffner, Hammer oder Handbohrer umgehen muss, aber nimmt er das Werkzeug in die Hand, gelingt ihm nichts mehr, dann scheint er zwei ungeschickte Hände zu haben. Und nicht nur das, auch Fahrrad -oder Skateboard fahren kann er üben und üben, es klappt einfach nicht. Bis er überhaupt schwimmen konnte, brauchte er drei Schwimmkurse. Moritz ist oft traurig, weil er genau merkt, dass nur er mal wieder irgendetwas nicht kann, was alle aus seiner Klasse längst hinbekommen.
Kinder wie Moritz kennen wir gut in der Ergotherapie. Wir sagen, sie haben eine Dyspraxie, können also gute Ideen nicht in eine Handlung umsetzen.
In der Ergotherapie gibt es 2 Behandlungsansätze:
- das Konzept der Sensorischen Integration nach Jean Ayres
- und den COOP Ansatz nach Helen Polatajko
Bei der sensorischen Integrationstherapie (SI)...
geht man davon aus, dass die Basissinne noch nicht gut entwickelt sind und nicht gut zusammen arbeiten. Besonders im Blick haben wir die Körpereigenwahrnehmung (Propriozeption), das Gleichgewichtssystem und das Fühlen und Spüren über die Haut. Alle drei Sinnessysteme gehören zusammen und müssen harmonieren. Ist ein Sinn zu wenig oder zu viel ausgeprägt, kann das die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen.
Ein Beispiel:
Spürt ein Kind seinen Körper nicht gut genug (Propriozeption), wird es evtl. Probleme in der Körperkoordination bekommen, also beim Zusammenspiel der einzelnen Körperteile oder Körperhälften. Ein Hampelmannsprung, schwimmen oder Fahrradfahren gelingen aber nur mit einer guten Koordination. Auch bei feinmotorischen Arbeiten, müssen alle Körperteile gut zusammenarbeiten, z.B. beim Schreiben, die Finger müssen den Stift halten, die Augen müssen die Hände kontrollieren , die Arbeitshand und die Haltehand müssen sich abstimmen, es darf nicht zu viel und nicht zu wenig Druck auf den Stift gegeben werden usw.
Ist nur die Körperwahrnehmung betroffen, kann dies das Kind vielleicht noch ausgleichen, sind aber auch die beiden anderen Basissinne noch nicht gut integriert, kann es zu dyspraktischem Verhalten (ungeschickten Handlungen) kommen.
In der Therapie ...
... wird die Ergotherapeutin jetzt die Basissinne auftrainieren, um die Entwicklung des Kindes zu fördern. Hierbei schauen wir immer, wann welches Sinnessystem in der normalen sensomotorischen Entwicklung geschult wird. Dann gehen wir auf die Entwicklungsstufe zurück, wiederholen und verstärken sie. „Therapie toppt Alltag“ ist dabei unser Merkspruch und meint, dass die Reize für die Sinne immer klarer, stärker oder eindeutiger sein müssen, als das, was sich das Kind sowieso selber im Alltag holen kann.
Bleiben wir bei dem Sinn „Propriozeption“ dieser Sinn wird durch Druck und Zug auf Muskeln, Bänder und Gelenke gefördert. Z.B. beim Drehen von Bauchlage auf Rückenlage. Es kommt Druck auf die Vorderseite des Körpers, auf den Rücken und auf die Seiten. Das Kind schult also durch das Kullern die Körperwahrnehmung. In der Therapie verstärken wir diese Position, indem wir z.B. das Kind in dicke Matten einwickeln (und natürlich auch wieder auswickelnJ) oder indem es auf dem Bauch auf der Therapieschaukel liegt und jetzt kleine Sandsäckchen auf den Rücken gelegt bekommt usw.
Über Tests und Fragebögen können wir in der Ergotherapie sehr gut herausfiltern, welches Sinnessystem betroffen ist und gezielt etwas dagegen tun. Auch Therapieerfolge können wir über die Tests und Fragebögen belegen.
COOP Ansatz
Ganz anders funktioniert der COOP Ansatz. Der COOP Ansatz ist ein kognitiver Ansatz, d.h., das Kind soll zu einer Problemlösung durch gezieltes Nachfragen hingeführt werden. Es überlegt, wieso eine Handlung nicht funktioniert, schaut sich evtl. bei Gleichaltrigen an, wie sie das Problem lösen, probiert neue Körperhaltungen oder neue Strategien aus, bis die Handlung gelingt.
Dieser Ansatz verlangt von einem Kind, dass es schon gut über sich nachdenken kann und Lösungsideen gut erkennen und übertragen kann. Hierbei wird es von den Therapeuten unterstützt, sodass es zu keinem Misserfolg kommt.
Dyspraxie = UEMF
In Deutschland wird das Krankheitsbild der Dyspraxie jetzt „Umschriebene Entwicklungsstörung motorischer Fähigkeiten (UEMF)“ genannt. Zu diesem Krankheitsbild gibt es eine Behandlungsleitlinie. Diese Leitlinien sind sehr nützlich, weil darin festgelegt ist, welche Schritte in der Diagnostik und Therapie eingehalten werden sollen. Bei den Leitlinien finden Eltern auch den sog. Elternsteckbrief, mit interessanten Informationen: 022/017 – Eltern-Steckbrief – Umschriebene Entwicklungsstörungen motorischer Fähigkeiten. Zu finden auf der Seite:
http://www.awmf.org/leitlinien/leitlinien-such.html evtl. müssen Sie dann noch bei dem Stichwort „Suche“ UEMF eingeben.