Hygiene
Einschränkungen bei der Hygiene
Menschen mit Dyspraxie, auch als umschriebene Entwicklungsstörung motorischer Funktionen (UEMF) bekannt, sehen sich bei der täglichen Hygiene mit einer Reihe von Einschränkungen konfrontiert. Diese Schwierigkeiten resultieren hauptsächlich aus Problemen mit der Grob- und Feinmotorik, der motorischen Planung und der sensorischen Verarbeitung.
Über die reine Motorik hinaus liegt das Kernproblem der Dyspraxie in der Handlungsplanung. Eine scheinbar einfache Aufgabe wie „sich die Hände waschen“ besteht aus vielen Einzelschritten: Wasserhahn aufdrehen, Temperatur einstellen, Hände nass machen, Seife nehmen, einseifen, abspülen, abtrocknen. Menschen mit Dyspraxie fällt es schwer, diese Schritte in der richtigen Reihenfolge zu planen, zu organisieren und flüssig auszuführen, was zu einem chaotischen und ineffektiven Ablauf führen kann.
Nachfolgend kurz erläutert einige daraus resultierende Herausforderungen, die Menschen mit Dyspraxie betreffen können.
An- und Auskleiden
Die Einhaltung der Hygiene ist untrennbar mit dem An- und Ausziehen verbunden, was eine Kette von Herausforderungen mit sich bringt. Das Knöpfen von Hemden, das Schließen von Reißverschlüssen oder das Binden von Schnürsenkeln sind klassische Problemfelder. Auch das Über-den-Kopf-Ziehen von Kleidung oder das Anziehen einer Hose, während man auf einem Bein balanciert, kann zu Schwierigkeiten führen.
Duschen und Baden
Die Grobmotorik, die für einen sicheren Stand in einer rutschigen Duschwanne oder Badewanne notwendig ist, kann instabil sein, was das Sturzrisiko erhöht. Die Koordination, die benötigt wird, um sich gleichzeitig einzuseifen, den Duschkopf zu halten und die Balance zu wahren, ist für Betroffene eine komplexe und anstrengende Aufgabe. Das Regulieren der Wassertemperatur kann ebenfalls zu Schwierigkeiten führen.
Haarekämmen und Frisieren
Das Kämmen oder Bürsten der Haare erfordert koordinierte Bewegungen der Arme und Hände, oft über Kopf und ohne direkte visuelle Kontrolle. Das Halten von Kamm oder Bürste und gleichzeitig das Bändigen der Haare kann frustrierend sein. Komplexe Frisuren oder das Binden eines einfachen Pferdeschwanzes können sich als unüberwindbare Aufgaben erweisen.
Handhabung von Hygieneartikeln
Das Öffnen und Schließen von Tuben (Zahnpasta, Cremes), das Drücken von Seifenspendern oder das Hantieren mit Deorollern oder -sprays erfordert eine feine motorische Kontrolle, die oft beeinträchtigt ist. Flaschen können leicht aus der Hand rutschen, zu viel oder zu wenig Inhalt wird entnommen, und das gezielte Auftragen von Produkten wie Shampoo oder Duschgel ist eine Herausforderung.
Nagelpflege
Das Schneiden der Finger- und Fußnägel ist eine hochpräzise feinmotorische Aufgabe, die für Menschen mit Dyspraxie extrem schwierig und potenziell gefährlich ist. Die Koordination beider Hände – eine, die die Nagelschere oder den Knipser hält, und die andere, die den Nagel positioniert – ist oft nicht gegeben, was zu Verletzungen oder ungleichmäßig geschnittenen Nägeln führen kann.
Toilettenhygiene
Die richtige Benutzung von Toilettenpapier einschließlich des Abreißens einer angemessenen Menge und der anschließenden Säuberung mit der Klobürste erfordert eine gute Hand-Auge-Koordination und Feinmotorik. Bei Mädchen und Frauen kann darüber hinaus die Monatshygiene wie das Einführen eines Tampons oder das Anbringen einer Binde aufgrund der erforderlichen Planung und präzisen Ausführung der Bewegung besonders herausfordernd sein. Auch die Nutzung einer WC-Bürste zum Reinigen gehört nicht zu den Parade-Disziplinen eines Menschen mit Dyspraxie.
Zähneputzen
Die für das Zähneputzen erforderliche Geschicklichkeit stellt für Menschen mit Dyspraxie eine große Hürde dar. Das präzise Führen der Zahnbürste, das Ausüben des richtigen Drucks und die Koordination der Hand-Auge-Bewegung sind erschwert. Dies kann zu einer unzureichenden Zahnreinigung führen, da bestimmte Bereiche im Mund ausgelassen oder nicht gründlich genug geputzt werden.