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ICD-10-Codes für verbale Entwicklungsdyspraxie

Erste Informationen

Die verbale Entwicklungsdyspraxie (VED) wird in der ICD-10 durch verschiedene Codes abgebildet, da sie nicht explizit als eigene Diagnose aufgeführt ist. Die u.g. Codes werden auch in der klinischen Praxis und von Fachgesellschaften wie dem Deutschen Bundesverband für Logopädie (dbl) und der WHO verwendet:

  • F80.0: Artikulationsstörung (umschriebene Entwicklungsstörung der Artikulation)
  • F80.9: Nicht näher bezeichnete Entwicklungsstörung des Sprechens und der Sprache
  • R48.2: Apraxie (bezieht sich allgemein auf die Störung von Bewegungsabläufen, u. a. beim Sprechen)

Wichtige Leitlinien-Informationen

Die evidenzbasierte S3-Leitlinie „Therapie von Sprachentwicklungsstörungen“ der AWMF führt die VED ausdrücklich als eigene Entität und empfiehlt:

  • Frühe, hochrepetitive Übungseinheiten zur Schulung von Sprechbewegungsabläufen sind wirksam.
  • Nichtsprachliche, mund- und zungenmotorische Übungen gelten dagegen als nicht wirksam und sollen vermieden werden.
  • Empfohlene Therapiekonzepte sind u. a. NDP3, ReST, PROMPT (international) sowie DTTC und VEDiT im deutschsprachigen Raum.
  • Die Therapieziele sollen individuell an der Symptomatik und den Entwicklungssequenzen orientiert werden. Ein Schwerpunkt liegt auf sprechmotorischen Übungen in hoher Anzahl und möglichst frühzeitig

Zusatzinfos zu den neuen ICD-11-Codes

Die verbale Entwicklungsdyspraxie (VED) wird in der ICD-11 innerhalb der Kategorie der Entwicklungsstörungen des Sprechens oder der Sprache (Code 6A01) beschrieben und charakterisiert - jedoch nicht als eigenständige Diagnose mit einem eigenen spezifischen Code, sondern als Teil der übergeordneten Gruppe dieser neuroentwicklungsbedingten Störungen.

In der ICD-11 werden unter 6A01 Entwicklungsstörungen des Sprechens oder der Sprache aufgeführt, wobei zwischen verschiedenen Subtypen unterschieden wird - z. B. der Entwicklungsstörung der Lautbildung (6A01.0) und einer Sprachentwicklungsstörung (6A01.2). Die verbale Entwicklungsdyspraxie wird dabei insbesondere als Störung der Planung und Programmierung von Sprechbewegungen verstanden, welche die kindliche Fähigkeit zur Lautbildung und sprachlichen Artikulation beeinträchtigt, obwohl das Sprachverständnis meist intakt bleibt.

Wesentlich ist bei der ICD-11-Klassifikation, dass die VED als eine neuroentwicklungsbedingte Störung aufgefasst wird, die typischerweise im frühen Kindesalter beginnt und sich durch Schwierigkeiten bei der motorischen Umsetzung von Lauten und Wörtern auszeichnet, ohne dass organische Schädigungen der Artikulationsorgane vorliegen. Die ICD-11 charakterisiert die verbale Entwicklungsdyspraxie im Rahmen der Entwicklungsstörungen des Sprechens wie folgt:

  • Die VED ist eine neuroentwicklungsbedingte Störung.
  • Betroffen ist die Planung und Programmierung der Sprechbewegungen (Dyspraxie der Sprechmotorik).
  • Die Kinder haben Schwierigkeiten, Laute und Wörter sprechmotorisch korrekt zu bilden.
  • Das Sprachverständnis ist in der Regel intakt.
  • Die Störung beginnt im Kindesalter.
  • Es gibt mehrere Subtypen von Sprech- und Sprachentwicklungsstörungen, unter denen die VED subsumiert wird.

Die oben beschriebene Darstellung entspricht dem medizinischen Konsens und den Klassifikationsprinzipien der ICD-11, welche gegenüber der ICD-10 eine differenziertere Einordnung in das Kapitel der Neuroentwicklungsstörungen bietet und die VED unter den allgemeinen Entwicklungsstörungen der Sprache und des Sprechens einordnet.