Auf der Strasse
Hürden mit Dyspraxie im Straßenverkehr
Menschen mit Dyspraxie sehen sich im Straßenverkehr mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Diese betreffen nicht nur das Autofahren, sondern auch die Teilnahme als Radfahrer oder Fußgänger. Die Schwierigkeiten wurzeln in der Regel in grundlegenden Defiziten in der Motorik, der Wahrnehmungsverarbeitung und der Handlungsplanung. Nachfolgend werden einige Faktoren erläutert, die für Menschen mit Dyspraxie im Straßenverkehr eine Hürde darstellen.
Beeinträchtigung der Koordination
Das präzise Zusammenspiel von Muskelgruppen, das für Lenkbewegungen, das Betätigen von Pedalen oder das Halten des Gleichgewichts auf dem Fahrrad notwendig ist, fällt Menschen mit Dyspraxie schwer. Dies kann zu ungenauem Lenken, ruckartigem Bremsen oder Beschleunigen und einer generellen Unsicherheit in der Fahrzeugbeherrschung führen. Auch das schnelle und gezielte Betätigen von Schaltern und Knöpfen im Fahrzeug kann eine Herausforderung darstellen.
Gleichgewicht und Körperhaltung
Als Radfahrer ist ein gut funktionierender Gleichgewichtssinn unerlässlich. Menschen mit Dyspraxie haben hier oft erhebliche Schwierigkeiten, was das Fahrradfahren instabil und unsicher macht. Auch als Fußgänger kann eine beeinträchtigte Balance, beispielsweise beim schnellen Überqueren einer Straße oder beim Ausweichen, zu Stürzen und gefährlichen Situationen führen.
Handlungs- und Bewegungsplanung
Dyspraxie beeinträchtigt die Fähigkeit, komplexe Bewegungsabläufe zu planen und in der richtigen Reihenfolge auszuführen. Das Erlernen von automatisierten Handlungen wie dem Kuppeln und Schalten oder dem Schulterblick vor dem Abbiegen ist für Betroffene ein mühsamer Prozess. Selbst erlernte Abläufe können in Stresssituationen wieder schwerfallen und erfordern eine hohe Konzentration.
Orientierungsschwierigkeiten
Sich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden, Karten zu lesen oder den Anweisungen eines Navigationsgeräts zu folgen, kann für Menschen mit Dyspraxie eine große Herausforderung sein. Die visuell-räumliche Verarbeitung, die für die Interpretation von Verkehrssituationen und die Orientierung im Raum entscheidend ist, ist oft beeinträchtigt. Dies kann zu Verunsicherung und Falschentscheidungen im Straßenverlauf führen.
Räumliche Wahrnehmung / Entfernungseinschätzung
Die Fähigkeit, Geschwindigkeiten, Entfernungen und die Position anderer Verkehrsteilnehmer korrekt einzuschätzen, ist bei Dyspraxie oft beeinträchtigt. Dies kann zu gefährlichen Situationen führen, beispielsweise beim Einschätzen von Lücken im fließenden Verkehr, im Kreisverkehr, beim Einparken oder beim Überholen. Das korrekte Positionieren des eigenen Fahrzeugs auf der Fahrbahn oder in einer Parklücke wird dadurch erheblich erschwert.
Schwierigkeiten beim Multitasking
Autofahren erfordert die gleichzeitige Ausführung und Koordination mehrerer Aufgaben: Lenken, Schalten, den Verkehr beobachten, auf Schilder achten und eventuell das Navigationsgerät bedienen. Menschen mit Dyspraxie haben oft große Schwierigkeiten, ihre Aufmerksamkeit effektiv auf mehrere Reize und Handlungen gleichzeitig zu verteilen. Dies kann zu einer schnellen Überforderung und zu Fehlern im Verkehrsgeschehen führen. Um hier die Anzahl der Handlungen zu reduzieren, ist es sinnvoll, als Dyspraktiker mit einem Wagen mit Automatikschaltung zu fahren.
Verlängerte Reaktionszeit
Die Verarbeitung von Sinneseindrücken und die Einleitung einer angemessenen motorischen Reaktion dauert bei Menschen mit Dyspraxie oft länger. Im Straßenverkehr, wo oft sekundenschnelle Entscheidungen gefordert sind, kann diese verlangsamte Reaktionsfähigkeit das Unfallrisiko signifikant erhöhen. Dies betrifft sowohl die Reaktion auf unvorhergesehene Ereignisse wie ein plötzlich bremsendes Fahrzeug als auch auf alltägliche Verkehrssignale.
Zusätzliche Ermüdungsgefahr
Die ständige Notwendigkeit, motorische und kognitive Defizite bewusst zu kompensieren, führt zu einer deutlich schnelleren Ermüdung. Die hohe Konzentration, die Menschen mit Dyspraxie im Straßenverkehr aufbringen müssen, ist extrem anstrengend. Diese Erschöpfung kann die Leistungsfähigkeit weiter herabsetzen und das Fehlerrisiko im Laufe einer Fahrt oder eines Tages im Straßenverkehr erhöhen.