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Dyspraxie im Alltag

Alltags-Einschränkungen von Kindern mit Dyspraxie

In vielen Aspekten des Alltags und des Zuhauses benötigt ein Kind mit Dyspraxie viel Struktur und einen gut organisierten Tagesablauf. Zum Beispiel kann man einem Dyspraxie-Kind den Start in den Tag damit erleichtern, indem man die Kleidung für das Kind herauslegt, die tägliche Hygiene zusammen erledigt und den Tagesablauf bespricht. Das bedeutet allerdings auch, dass die ganze Familie das betroffene Kind unterstützen und somit sehr viel Zeit investieren muss.

Hier ist auf jeden Fall zu prüfen, ob die Beantragung eines Pflegegrads in Frage kommt. Auch eine permanente Rücksichtnahme ist meistens notwendig, was für die gesamte Familie anstrengend und auch belastend sein kann. Zusätzlich stellt die fehlende Unterstützung von außerhalb eine große Herausforderung für die Familien dar.

Einfache Aufgaben werden große Hindernisse

Im Alltag stehen die Kinder auch bei scheinbar einfachen Aufgaben vor großen Hindernissen, die normalerweise im Kindergartenalter gelernt und bewältigt werden. Dazu gehören z.B. das vollständige An- und Ausziehen in der richtigen Reihenfolge, das Verschließen von Knöpfen und Reißverschlüssen und / oder das Binden von Schnürsenkeln und vieles mehr. Lösungen sind hier Klettverschlüsse für Hosen und Schuhe, eine Anleitung zum richtigen Anziehen am Kleiderschrank oder Haken-Knöpfe.

Auch bei der Hygiene ist das Empfinden zum eigenen Körper in vielen Fällen nicht so ausgeprägt wie bei anderen Kindern. Da kann es schon passieren, dass ohne Erinnerungshilfe sich tagelang nicht die Zähne geputzt werden oder dass der eigene unangenehme Körpergeruch überhaupt nicht wahrgenommen wird. Zähne putzen ist sowieso bei vielen Dyspraxie-Kindern viel länger ein Thema. Sie putzen auch nach Jahren nur halbherzig, sind oft schon nach 10 Sekunden fertig und erreichen auch nicht die relevanten Stellen zum Säubern. Helfen kann hier z.B. eine Zahnbürste mit Timer, die dem Kind signalisiert, wann die 3 Minuten zum Putzen vorüber sind. Dazu eine kleine Flipchart, an der das Kind beim Putzen ankreuzt, welche Bereiche es schon geputzt hat.

Wichtig: Den Tages-Alltag strukturieren

Die größte Stütze für Kinder mit Dyspraxie ist ein klar strukturierter Tagesablauf, der jeden Tag gleich oder zumindest sehr ähnlich aussehen sollte. „Bei uns ist alles Routine“, erzählt eine Mutter.

Auch die integrative Lerntherapeutin und Supervisorin Astrid Heymann rät zur Routine: Ein fester Tagesrhythmus biete den Kindern Orientierung und helfe ihnen sich merken, wann was zu tun ist: z.B. „Nach dem Aufstehen folgt das Anziehen“. Viele Familien finden es hilfreich, den nachfolgenden Tag vorzubereiten, indem sie etwa schon abends mit dem Kind die Sachen raus legen und das Frühstück bereitstellen.

Tätigkeiten gemeinsam erledigen

Für die Kinder ist es eine große Hilfe, Tätigkeiten gemeinsam mit den Eltern oder Geschwistern zu verrichten, also etwa gemeinsam die Zähne zu putzen, sich zu waschen und gemeinsame Mahlzeiten einzunehmen.

Da dyspraktische Kinder häufig Schwierigkeiten beim Essen, Schlucken oder Kauen haben, passen viele Eltern die Mahlzeiten an die Bedürfnisse des Kindes an, kochen z.B. für das Kind nur weiches Essen. Darüber hinaus hilft es dem Kind, es häufig daran zu erinnern, was jetzt tun ist, da Kinder mit Dyspraxie sich Abläufe oftmals schwer einprägen können bzw. sich Handlungsabläufe – wenn überhaupt – nur nach längerer Zeit automatisieren.

Bildquelle: pixabay.com / Fotograf laterjay

Dyspraxie-Kinder brauchen viel Unterstützung

Bei der Bewältigung sämtlicher Aufgaben im Laufe eines Tages ist es absolut wichtig, das Kind zu unterstützen und aufzubauen. Viele Eltern und Lehrer berichten, dass Kinder mit Dyspraxie an sich selbst zweifeln und ihr Selbstwertgefühl unter der Behinderung leidet. Liebevolle Zuneigung und Verständnis motivieren das Kind im Alltag und verhindern, dass es sich frustriert zurückzieht.

Dagegen sollte unbedingt vermieden werden, das Kind in seiner Leistung mit gleichaltrigen Kindern zu vergleichen! Das ist dem dyspraktischen Kind gegenüber unfair - es hat genauso Stärken, wie jedes andere Kind auch. Nur liegen diese in anderen Bereichen. Die Mutter eines betroffenen Jungen erzählt beispielsweise, dass ihr Sohn sehr einfühlsam mit anderen Menschen umgeht und Stimmungen gut einschätzen kann.

Auch im Erwachsenenalter noch allgegenwärtig

Viele meinen, "die Dyspraxie wächst sich mit zunehmendem Alter heraus." Aber dem ist nicht so. Zahlreiche Alltags-Probleme bleiben auch als Erwachsener bestehen - nur finden diese oftmals dann eigene Lösungen und Wege, damit umzugehen und diese Handicaps (teilweise) zu kompensieren.